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Absetzen von Psychopharmaka

Nach längerer Therapie kommt es häufig dazu, dass die ursprünglichen Symptome der Erkrankung nicht mehr bestehen, aber Nebenwirkungen anhalten. Ich unterstütze gerne bei der Reduktion bzw. beim Absetzen von Psychopharmaka nach einem ausführlichem Beratungsgespräch. 

Ein plötzliches Absetzen oder eine zu schnelle Dosisreduktion von Psychopharmaka  kann zu unangenehmen Absetzerscheinungen (wie z.B. Kopfschmerzen, Schlafproblemen, Übelkeit, Grippegefühlen, Schwindel, Gefühl von Stromschlägen, den sog. "brain zaps")  führen. Um dies zu verhindern, muss die Dosis sehr langsam und in kleinen Schritten über einen längeren Zeitraum reduziert werden. Dies ist beispielsweise durch Umstellung auf Arzneien in flüssiger Form (Saft, Tropfen) oder mithilfe von Tapering-Strips™ möglich.

Damit kann die Dosis des von Ihnen eingenommenen Medikaments schrittweise auf die gewünschte niedrigere Dosis reduziert und schlussendlich vollständig ausgeschlichen werden.

 

Es ist leider nicht vorhersehbar, wie das optimale Ausschleichen für eine bestimmte Person aussieht. Einige Patienten leiden viel schneller als andere unter Absetzerscheinungen. Das Risiko des Auftretens von Absetzerscheinungen und deren Schwere kann durch die Wahl eines langsameren Ausschleichens reduziert werden. 

Die Universität in Utrecht hat mehrere Studien zu den sogenannten Tapering-Strips durchgeführt.  Ca. 70% aller Teilnehmenden können mit dieser Methode innerhalb von 2 Monaten ihre antidepressive Medikation beenden. Symptome des SSRI-Absetzsyndroms treten in der Regel innerhalb weniger Tage nach Absetzen eines Antidepressivums oder – seltener – nach Reduzierung der Dosis auf. Entzugserscheinungen verschwinden in der Regel innerhalb von 24 Stunden vollständig, wenn die Medikation des ursprünglichen Antidepressivums oder eines pharmakologisch ähnlichen Medikaments wieder aufgenommen wird [Haddad 2007]. Wenn die Symptome innerhalb weniger Tage nach der erneuten Verabreichung des Antidepressivums oder der Wiederaufnahme einer früheren höheren Dosis ohne Restsymptome verschwinden, handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Entzugserscheinungen. Wenn erneut entstandene Stimmungs- oder Angstsymptome länger als eine Woche nach dem Absetzen andauern, kann ein Rückfall oder Rezidiv der Depression oder Angststörung vorliegen [Warner 2006].

van Os J, Groot PC. Outcomes of hyperbolic tapering of antidepressants. Ther Adv Psychopharmacol. 2023 May 9;13:20451253231171518. doi: 10.1177/20451253231171518. PMID: 37200818; PMCID: PMC10185864.

Weitere Informationen finden Sie  auch hier:

www. taperingstrip.de

www.vergoedingafbouwmedicatienu.nl

Sollten Sie sich für Unterstützung beim Ausschleichen oder Absetzen von Medikation mit den genannten Methoden interessieren, sprechen Sie dies bitte an!

Entzugserscheinungen bei SSRI’s und SNRI’s

 

Die häufigsten Entzugserscheinungen sind Schwindel, Übelkeit, Lethargie, Tremor, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. Die Entzugserscheinungen können in die folgenden 8 Gruppen eingeteilt werden:

- Grippeartige Symptome wie Kopfschmerzen, Lethargie, Schwitzen, Schüttelfrost, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Muskelschmerzen

- Schlafstörungen wie Einschlafstörungen und Alpträume

- Gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö und Appetitlosigkeit- Gleichgewichtsstörungen wie Schwindel und Koordinationsstörungen

- Sensorische Symptome wie Stromschlaggefühl, Parästhesien und Palinopsie (verlängerte Speicherung von Nachbildern)

- Psychische Beschwerden wie Angst, Trübseligkeit und Reizbarkeit/Irritation oder das Auftreten von (Hypo-)Manie (Enthemmung)

- Extrapyramidale Symptome wie Bewegungsstörungen und Tremor

- Weitere Symptome wie kognitive Störungen und Herzrhythmusstörungen.

 

Das englische Akronym FINISH kann behilflich sein, sich die wichtigsten Entzugserscheinungen von SSRI’s und SNRI’s zu merken: Flu-like symptoms, Insomnia, Nausea, Imbalance, Sensory disturbances, Hyperarousal [Fava 1997, Haddad 1998, Haddad 2007, Perahia 2005, Rosenbaum 1998, Vlaminck 2005, Groot 2013b].

 

In vielen Fällen werden die psychischen Beschwerden fälschlicherweise als Rückfall oder Rezidiv der Stimmungs- oder Angststörung interpretiert. Wie bereits erwähnt, ist die Unterscheidung jedoch möglich, da bei Entzugserscheinungen die Beschwerden innerhalb weniger Tage abklingen, wenn das Medikament oder die vorherige Dosis wieder verabreicht wird.

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